Python nutzt das Modul win32com der Windows-Erweiterung Pywin32 zur Automatisierung von Applikationen über COM (Component ObjectModel). Man spricht hier auch von COM-Automation. Dabei unterscheidet es zwischen early- sowie late-binding. Um nicht zu weit auszuholen, versuche ich es hier einmal kurz auf den Punkt zu bringen:
Late-binding: Python kennt keine Methoden und Attribute der Objektbibliothek, die per COM angesprochen und automatisiert werden soll.
Early-binding: Python kennt alle Methoden und Attribute der Objektbibliothek, die per COM angesprochen und automatisiert werden soll.
Was macht das für einen Unterschied ?
Nun, zunächst hat das early-binding Performance-Vorteile bei der Ausführung der Python-Programme. Aber dafür müssen einmalig vor Ausführen der Anwendungen sog. Cachefiles für die genutzten Bibliotheken erzeugt werden. Das kann je nach größe und Anzahl der Bibliothek recht lange dauern. Ein Trost ist, dass dieser Prozess nur ein einziges Mal durchgeführt werden muss. Danach sind bei jeder Ausführung der Python-Programme die Cachefiles noch
vorhanden und werden genutzt.
Ein weiterer Vorteil des early-bindings betrifft das Editieren im Pythonwin-Editor. Da durch die Cachefiles alle Methoden und Attribute Python bekannt sind, sind sie auch Pythonwin bekannt. Das bedeutet, dass während des Editierens nach den ersten Buchstaben
der Pythoncode vervollständigt wird. Das macht das Programmieren wesentlich komfortabler.
Man kann aber generell keine Empfehlung abgeben, ob man early- oder late-binding nutzen soll. Es existieren Anwendungen wie z.B. CATIA V5, die mit early-binding so ihre Probleme haben. In solchen Fällen muss das late-binding genutzt werden.
Wie werden die Cachefiles erzeugt und das early-binding genutzt ?
Mir sind drei Wege bekannt:
1. Einmaliger Aufruf des Programms c:\python23\Lib\site-packages\win32com\client\makepy.py und Auswahl der zu automatisierenden Objektbibliothek.
2. Einmaliger Aufruf des Programms c:\python23Libsite-packageswin32comclientmakepy.py mit Name der zu automatisierenden Objektbibliothek als Argument. Z.B. makepy.py “Microsoft Word 10.0 Object Library”
3. dynamisches generieren der Cachefiles. Dazu sind 2 Zeilen Code im Python-Programm nötig, die durch das Aufrufen von makepy.py mit dem Argument -i ausgegeben werden. Z.B:
makepy.py -i "Microsoft Word 10.0 Object Library"
liefert folgende Ausgabe:
# Use these commands in Python code to auto generate .py support from win32com.client import gencache gencache.EnsureModule('{00020905-0000-0000-C000-000000000046}', 0, 8, 2)
Bei der dynamischen Methode werden beim ersten Aufruf des Programms die Cachefiles einmalig erzeugt und bleiben erhalten und von Python- Programmen genutzt, bis sie manuell vom User gelöscht werden. Bei ersteren beiden werden Sie einmalig manuell erzeugt. Das bedeutet auch: falls die Cachefiles, warum auch immer, gelöscht werden, werden sie nur von der
dynamischen Methode wieder neu erzeugt.
Wie nutzt man das late-binding ?
Wie eingangs erwähnt, haben es manche Anwendungen schwer mit early-binding. In solchen Fällen muss das late-binding genutzt werden. Man erzwingt es durch einen “dynamic Dispatch”. Dazu ruft man im Python-Programm die COM-Bibliothek der Applikation (hier Outlook) wie folgt auf:
o = win32com.client.dynamic.Dispatch("Outlook.Application")
Folgender Aufruf nutzt hingegen (falls vorhanden) das Cachefile für Outlook:
o = win32com.client.Dispatch("Outlook.Application")
Falls die Cachefiles nicht vorhanden sind (und ein makepy zuvor nicht erfolgt ist), erfolgt ebenfalls ein late-binding.
Mehr und Ausführlicheres zu Python und COM ist auf einem Probekapitel des Buchs Python Programming on Win32 zu finden.